Auch stolzeste Apfelbäume kommen irgendwann in die Jahre. Bleibt die Pflege aus, können sie das auch nicht verbergen. Rein oberflächlich fällt das durch eine zerzauste Krone auf. Lauter Geäst hat sich im Laufe der Jahre gebildet, das dicht gedrängt nach einem Platz an der Sonne strebt. Rücksichtlos wird sich übereinander und in alle Richtungen ausgebreitet. Älteres (Frucht-)Holz, welches nicht mehr im Stande ist, dieses Spielchen mitzuspielen, hängt antriebs- wie austriebslos herunter wie bei einer Trauerweide. Alles in allem kein besonders schmückendes Bild.
Neben der B-Note leiden aber auch die Ernteerträge. Der altersbedingte Rückgang wird durch mangelnde Pflege noch verstärkt. Zum einen ist zu beobachten, dass Früchte zwar noch zahlreich gebildet werden, jedoch was Farbe und vor allem Größe angeht, Einschränkungen hingenommen werden müssen. Zum anderen fallen Ernten immer unregelmäßiger aus. So kann nach einer guten Ernte im folgenden Jahr fast kein Apfel am Baum hängen. Dass man diese Schwankung Alternanz nennt, habe ich mir mal angelesen.
Was bei Menschen oftmals mit Gruselkabinett endet, kann für Obstbäume den Ausweg aus der geschilderten Misere bedeuten: Ein Lifting. Man spricht in diesem Fall von einem Verjüngungsschnitt, der in Form einer starken Auslichtung der Krone bis hin zu einer Abnahme größerer Baumteile erfolgen kann. Mit einem solchen Schnitt wird erreicht, dass man das Holz, an dem sich Früchte bilden können, reduziert, um der regelmäßigen Verausgabung des Baumes vorzubeugen. Die Mittel, die zuvor für eine Vielzahl von Früchten reichen mussten, können nun für weniger Früchte eingesetzt werden. Durch die gesteigerte Versorgung können sich die einzelnen Früchte besser entwickeln und werden wieder größer. Nebenbei bewirkt das Auslichten, dass die Früchte wieder mehr Sonnenlicht bekommen und eine bessere Farbausprägung erhalten. Eine lichte Baumkrone macht den Baum darüberhinaus weniger anfällig für Krankheiten. Unter anderem kann Wind den Baum so besser durchdringen, feuchte Stellen schneller trocknen und somit die Gefahr von Pilzinfektionen reduzieren.
Und warum heißt es nun „Verjüngungsschnitt“? Ein so umfangreicher Schnitt regt den Baum an, neue Triebe zu bilden. Dadurch steigt der Anteil jungen Holzes im Verhältnis zum alten Holz. Durch regelmäßige Pflege- bzw. Verjüngungsmaßnahmen kann zudem erreicht werden, dass der Baum ein deutlich höheres Alter erreicht.
Bei den zahlreichen Anreizen und nach Begutachtung des Bestandes auf der heimischen Streuobstwiese stelle ich Handlungsbedarf fest. Ein Bericht über die diesjährigen Verjüngungsoperationen folgt in Kürze. Schwester, man reiche mir die Säge!
Geil abgeliefert!
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